Skip to content

Teil 8: Die experimentelle Stadt

Wie könnte eine experimentelle Stadt aussehen, die nicht nur auf den Konsum ausgelegt ist und sich ständig erweitern und verändern lässt? Constant Nieuwenhuys hatte schon in den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine ganz eigene Vision.

Innenstädte ähneln sich weltweit immer öfter, da sie scheinbar nur noch zum Einkaufen gedacht sind. Eine Regel des Kapitalismus ist aber der USP (Unique Selling Point) und wenn der fehlt, sind Städte weniger einzigartig und interessant. Berlin war immer seine Geschichte anzusehen, die Lücken der Zerstörung nach dem zweiten Weltkrieg und der Geruch von Kohleöfen im Prenzlauer Berg war bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts noch oft allgegenwärtig. Die Nähe Kreuzbergs zur Mauer war einzigartig, heute ist die Mauer fast verschwunden. Statt historische „Irrwege“ wie den Palast der Republik neu zu bewerten und fortschrittlich zu nutzen, wurde ein neobarockes Schloss statt dessen gebaut.

Berlin verliert seine kreative Anziehungskraft

Natürlich ist Berlins Geschichte nicht komplett aus dem Stadtbild verschwunden, aber die kreativen Freiräume werden weniger.  Berlin verliert Kreativität und auch die Künstler selbst, weil Wohn- und Atelierräume nicht mehr bezahlbar sind. Statt dem fortschrittlichen Radverkehr wird oft immer noch der Autoverkehr gefördert, dabei sieht man an Paris wie schnell Städte davon profitieren können. Oft scheint man dem schnellen Deal hinterher zu jagen anstatt Nährboden für den Fortschritt zu bieten und verliert so den Zwischenraum, das Unfertige, Experimentelle und Einzigartige.

Es gibt zwar noch Orte und Projekte, die mit Leidenschaft für etwas besonderes stehen, das Flussbad Berlin zum Beispiel oder der Holzmarkt 25, aber Platz für großflächige Experimente sind selten geworden. Berlin leistet sich aber trotz wenig Wohnraum und hoher Mieten eine solche Lücke und wie zum Trotz ist sie noch nicht bebaut und es wird gerungen wie sie gefüllt werden soll – das Tempelhofer Feld.

Die Stadt der Zukunft: New Babylon von Constant Nieuwenhuys

Ich habe 2003 meine Diplomarbeit „Wege aus dem Spektakel?“ über Guy Debords Buch „Die Gesellschaft des Spektakels“ und die Situationistische Internationale geschrieben, eine Bewegung von Künstlern und Philosophen, die durch analytische Stadtspaziergänge und spielerische, künstlerische Interventionen gesellschaftliche Veränderungen vorantrieben wollten.

Obwohl mich das Thema immer locker verfolgt hat, kam es mir nun gerade erst wieder ins Bewusstsein zurück durch das Buch „Stadt der Zukunft – Wege in die Globalopolis“ von Friedrich von Borries und Benjamin Kasten aus dem Jahr 2019, das ich gerade gelesen habe und empfehlen kann. Die Autoren erwähnen verschiedene Projekte und Künstler, die sich mit der Stadt der Zukunft beschäftigen, unter anderem auch den niederländischen Künstler Constant Nieuwenhuys, der ein Mitglied der Situationistischen Internationale war. Sein „New Babylon“ verkörperte seine gesellschaftliche Utopie des permanenten Spiels und der konstanten Veränderung. Er baute Modelle aus Plexiglas und Fahrradspeichen, machte einen Film darüber, veröffentlichte eine Zeitung und hielt Performances, um seine Vision anderen näher zu bringen. Es ging ihm vor allem darum, Menschen dabei zu unterstützen, maximale Selbstverwirklichung und Selbstzufriedenheit zu erreichen durch ein Leben des konstanten Spiels, des Abenteuers und der Freiheit.

Luftschloss oder Alptraum?

Nun bin ich kein Stadtplaner und kein Architekt, ich weiß nicht, wie die ideale Stadt der Zukunft aussehen könnte. Constant wusste es auch nicht und die KI wohl auch nicht. Trotzdem habe ich versucht eine Stadt, die von Constants Denken beeinflusst ist, mit Hilfe der KI virtuell auf das Tempelhofer Feld zu setzen. Man müsste sie tatsächlich versuchen zu bauen, um zu wissen, ob sie ein Luftschloss oder ein Alptraum wäre.

Habt ihr gute Ideen und kennt gute Beispiele für die Radstadt der Zukunft? Dann hinterlasst doch gern einen Kommentar!

Comments (0)

Du hast Tipps oder Fragen? Schreibe uns einen Kommentar!

Mehr Utopien

An den Anfang scrollen
Suche