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Märkische Schlössertour von Briesen nach Seelow

Für die Tour muss man schon etwas früher aufstehen, will man nicht wie wir im Dunkeln nach Hause kommen. Dunkel war auch das wohl verdiente Bier (ein kleines!) und die folgende Abfahrt durch einen außerirdisch schönen Sonnenuntergang. Ganz unverhofft war diese Tour eine der Schönsten, die wir um Berlin herum mit wenig Aufwand gefahren sind.

Wetter Apps verleiten eher dazu, gar nicht erst loszufahren. Oh, es gibt Regen, der Wind ist zu stark und kommt aus der falschen Richtung und die Sonne geht gleich schon wieder unter, es gibt Starkregen, wir werden alle sterben! Also haben wir, wie Max Goldt schon so richtig empfahl, lieber aus dem Fenster geschaut ob das Wetter gut ist und sind ein bisschen zu spät Richtung Hirschgarten gefahren, um die S-Bahn nach Erkner zu erwischen. Man muss in Hirschgarten die Räder ein paar Treppen hochtragen, dafür ist der Bahnhof immer schön leer, dieses Mal bloß mit drei Schulklassen gefüllt, die gefühlt alle schniefend, keuchend und hustend viel zu nahe an uns vorbei krochen. Immerhin konnten wir die 30 Minuten Wartezeit auf den RE1 in Erkner in der Sonne mit einem Streit über Nichtigkeiten verkürzen.

Hilfe, wir werden vom Wald verschluckt!

In Briesen (Mark) ist man dann schon in 27 Minuten und keine 5 Minuten später wird man vom dichten Wald verschluckt. Wie wir später festgestellt haben, ist die Richtung der Tour ab Briesen nach Seelow-Gusow wegen der Steigungen und des allgemeinen Flows zu empfehlen, denn am Ende kann man eine tolle Abfahrt genießen. Den Empfehlungen der Seenland-Oder-Spree Website folgend, starten wir unsere Märkische Schlössertour spät, nehmen in weiser Voraussicht Proviant mit (Brandenburg! An einem Dienstag!) und halten uns rechts am Bahnhof Briesen. Und ja, der Asphalt ist auch wirklich tiptop, nur wie immer sieht man nichts von den umgebenden Seen, was nichts macht, denn es ist Oktober und eh zu frisch zum Baden.

Das Gut Klostermühle sieht wirklich einladend aus

Erster von relativ wenigen Stops: das Gut Klostermühle sieht wirklich einladend aus mit eigenem See, Restaurant mit sehr schöner Seeterasse und den Bildern nach zu urteilen einem ebenso schönen Spa Bereich. Hier kommen wir noch mal her, mit mehr Zeit für ein Essen oder vielleicht auch einer Übernachtung. Im Angebot sind Kuchen zum Kaffee, und ab 17:30 Uhr etwas Handfesteres zu essen. Wir begeistern uns ja eher für die Gärten als für die zugehörigen Schlösser und der wild romantische englische Schlossgarten in Alt Madlitz, angelegt von Friedrich Ludwig Karl Finck von Finckenstein (1745-1818) ist definitiv einen Stop wert. Machen wir auch, finden im ältesten englischen Landschaftsgartens Brandenburgs einen toten Falken und stolpern nach einer halben Runde (wir sind zu spät dran!) durch den Eingang wieder zu unseren Rädern. Vielleicht lag es am Wochentag (oder an Corona), aber die gräfliche Schloßbäckerei sowie das Bed & breakfast, der Hofladen und das Parkcafé waren kalt und dunkel; schade, für einen Snack hätten wir uns gern niedergelassen. Das Schweizerhaus Falkenhagen, mit dem wir geliebäugelt hatten, hat ebenfalls geschlossen – also machen wir ein kleines Picknick auf der Liegewiese am idyllischen Gabelsee. Auch hübsch.

Entlang der Oderbruchbahn

Wir fahren weiter an der ehemaligen Oderbruch Bahntrasse auf dem beschaulichen Oderbruchbahn-Radweg, die Landschaft ist herrlich und passt, wie wir finden, auch super zum Herbst. Da kann man nicht mehr von Mundraub reden, wenn so viele Äpfel einfach am Straßenrand verschimmeln; dann nehmen wir uns derer eben an und backen einen leckeren Schlupfkuchen, vielleicht sogar mit den selbst aufgesammelten Walnüssen. Übrigens gibt’s so viele Apfelbäume auf der Strecke, weil die Fahrgäste früher während der Bahnfahrt ihre Apfelputzen aus dem Fenster warfen. Es war jetzt schon kurz vor 6, und die Schatten werden länger; wir müssen harte Entscheidungen treffen und verzichten auf einen bestimmt lohnenden Besuch der Komturei Lietzen, einem ehemaligen Rittersitz des Templerordens.

Sonntagsradler mit Bierdurst im zum Niederknien schönen Abendlicht

Wie schon vorweggenommen (sind Sie noch wach?), sind wir spät dran und die Sonne tritt ihren täglichen Rückzug an, also schnell, schnell über Stock und Stein nach Seelow-Gusow zum RB 26. Aber halt, das schaffen wir nicht mehr, denn die geschätzten Fahrzeiten von Google sind eher für gedopte Rennfahrer als für uns Sonntagsradler mit Bierdurst. Den beschließen wir im schönen Biergarten der Gaststätte Zum Ulmenhof in Diedersdorf zu stillen. Wir sind die einzigen Gäste draußen im hübschen Biergarten im Innenhof, aber die Wirtshaus-Mieze leistet uns netterweise Gesellschaft. Das Schloss Diedersdorf (Vierlinden) sehen wir dann auch nur noch mit einem Auge, denn es dämmert schon. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz, kann aber von außen besichtigt werden. Erfrischt geht’s anschließend schwungvoll im zum Niederknien schönen Abendlicht bis zum Bahnhof in Seelow-Gusow. Das letzte Stück zwischen Seelow und Seelow-Gusow geht’s ordentlich bergab – andersrum wäre eher unschön zu fahren. Toll, was man alles an einem halben Tag so erleben kann. Wir waren aber dann doch auch froh, uns umziehen zu können, denn wir mussten noch von Mahlsdort gut 10 km im frischen Dunkel zurück nach Köpenick. Der Oderbruchbahn-Radweg lässt sich übrigens auch gut kombinieren mit der Euroroute R1, der Tour Brandenburg, dem Oder-Neiße-Radweg – oder wie hier auf dieser Tour mit der Märkischen Schlössertour.

Von Briesen (Mark) nach Seelow | ca. 38 km | GPX-Download
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