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Teil 7: Lebende Städte

Wie können wir mehr Natur in die Stadt bringen und von ihr profitieren? Wir schießen scheinbar zielsicher am Machbaren vorbei und fragen uns, ob städtische Bauwerke lebendig sein und sich gar selber bauen können.

Vertikale Gärten

Patrick Blanc war schon als Kind fasziniert davon, dass manche Pflanzen in seinem Aquarium gar keine Erde brauchten um zu wachsen. Nach diesem Prinzip hat der Botaniker schon über 300 vertikale Gärten gepflanzt, unter anderem 2016 an der 200 Meter hohen Fassade der von dem Architekten Jean Nouvel entworfenen Le-Nouvel-Towers in Kuala Lumpur. Gärten tun der Stadt und ihren Bewohnern gut. Die Luft wird besser, denn sie geben Sauerstoff ab und binden gleichzeitig Kohlendioxid und filtern die Luft. Die Pflanzen dämmen Lärm, kühlen die Luft, wenn es heiß ist und sind gut für die Biodiversität.

Lebende Brücken

Im nordindischen Bundesstaates Meghalaya mussten sich die Menschen etwas einfallen lassen, wie sie in der Regenzeit die reißenden Flüsse überqueren konnten, ohne geeignetes Baumaterial zu haben. Sie haben eine Technik entwickelt, die Baumwurzeln mittels Rankhilfen aus Bambus über Schluchten wachsen lässt. So entstehen in Jahrzehnten lebende Brücken, tragfähig für bis zu 30 Personen. Stellt euch mal vor, so eine Brücke gäbe es in eurer Großstadt (siehe unsere Visualisierung)!

Baubotanik – lebende Bauwerke

Als Baubotanik bezeichnet man das Bauen mit lebenden Materialien. Eigentlich ist das ja schon ein alter Hut, denn die Brücken in Indien sind teilweise schon Jahrhunderte alt. Auch in Deutschland hat man schon früh Experimente mit lebenden Materialien gemacht, zum Beispiel gab es die Tanzlinde im fränkischen Peesten schon bereits im 16. Jahrhundert. Dort werden Linden durch eine Holzkonstruktion geleitet und bilden eine Art Tanzsaal. „Man tanzt nicht um den Baum, sondern in ihm.“ Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist im Rahmen der Landesgartenschau Nagold 2012 gebaut worden – der Platanenkubus Nagold des Architektenbüros OLA Office for Living Architecture.

Mit Pilzen bauen

Das aus Künstler:innen, Architekt:innen und Pilzbiotechnolog:innen bestehende Kollektiv MY-CO-X hat 2020 die begeh- und bewohnbare Skulptur MY-CO SPACE erschaffen, die in Zusammenarbeit mit Pilzen entstanden ist. Pilze werden in der Industrie bereits für die Herstellung von Medikamenten genutzt – ist es denkbar, sie auch als Verpackungsmaterial, Baustoff oder in der Textilindustrie einzusetzen? Die wabenförmigen Wandelemente und die Möbel im Innern bestehen aus dem aus Berlin/Brandenburg stammenden Zunderschwamm.

Mit Lehm gegen den Lärm

2014 zog die Künstlerin Ute Reeh ins brandenburgische Nebelin in der Prignitz, um einen maroden Bauernhof zu sanieren. Sie musste kurze Zeit später feststellen, dass geplant ist, bis zum Jahr 2030 eine Autobahn bis auf einen Kilometer an das Dorf heran zu bauen. Ute Reeh entschließt sich, dagegen zu kämpfen und ihren Hof zum Zentrum für Peripherie und des Widerstandes zu machen. Sie entwickelt eine Studie aus der Idee, aus dem dort vor Ort im Boden vorkommenden Lehm einfach quasi hochzuklappen und daraus eine von Pflanzen, Insekten und Vögeln belebte Lärmschutzwand zu machen. 2021 wurde das Vorhaben mit 880.000 Euro staatlich unterstützt. Als Beuys Schülerin geht es der Künstlerin eher um den gesellschaftlichen Prozess des Denkens, der Diskussion und der Vermittlung als darum, ein fertiges Ergebnis zu präsentieren.

© Sebastian Bertalan
© Sebastian Bertalan

Ein Haus baut sich selbst

Die Firma 3D Wasp aus Italien nutzt die Technologie des 3D-Druckens um Häuser zu bauen. Die Vision von Francesca Moretti und ihrem Vater Massimo ist es, allen die gleiche Chance zu geben, Wissen öffentlich zu machen, Kreativität freizusetzen und die Wirtschaft von unten anzukurbeln. Die Firma hat einen Kran entwickelt, mit dem man nun auch natürliche Materialien wie Ton und Sand in Ebenen drucken kann und so Häuser bauen kann. Das 2018 erste so gedruckte Haus „Gaia“ kostete 900 Euro an Material.

Danke an meine Mutter für ihre Hinweise und die Inspiration.

Habt ihr gute Ideen und kennt gute Beispiele für die Radstadt der Zukunft? Dann hinterlasst doch gern einen Kommentar!

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