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Auf dem Oder-Neiße-Radweg von Küstrin nach Schwedt | Tag 2: Von Hohenwutzen nach Schwedt/Oder

Die Oder hat zwei Seelen, eine deutsche und eine polnische, die fließen gemeinsam Richtung Ostsee. Heute öffnet sie sich nach allen Seiten und breitet sich in Auen aus, so dass man sich fast schon am Meer wähnt.

Nach einer sehr ruhigen und geruhsamen Nacht und einem Frühstück, dass jeden Holzfäller zum Leben erweckt hätte, haben wir genug Kraft, die heutige, etwas kürzere Etappe anzugehen. Es geht, ihr habt es erraten, an der Oder entlang, da gibt es kein entweder. Stimmt aber auch gar nicht, das gibt es immer und wir hätten zum Beispiel in Hohensaaten abbiegen können und an der „Alten Oder“ auf dem Oder-Havel-Radweg am Schiffshebewerk Niederfinow vorbei nach Eberswalde fahren können. Da ich mir aber schon so viele Vögel anschauen durfte, hat mir meine Frau die Besichtigung von Industriedenkmälern untersagt. Fair enough! Das ist natürlich nur ein Spaß von mir und die große Schleuse in Hohensaaten ist auch schon ausreichend um meinen geringen Hunger nach altem Eisen zu stillen.

Kurz danach ändert sich die Landschaft und das Odertal öffnet sich und zeigt seine ganze Pracht. Wow, das ist echt schön hier! Je mehr man sich Schwedt nähert, desto schöner wird es. Wir sind jetzt im Nationalpark Unteres Odertal. Es gibt große Wasserflächen und Feuchtwiesen, oft links und rechts vom immer noch perfekt asphaltierten Radweg. Wir passieren eine Herde Rauhwollige Pommersche Landschafe wie uns die sehr freundliche Schäferin erklärt. Wir lassen zwei Aussichtspunkte links wie rechts liegen, den Grützpott in Stolpe (Oder) und den Aussichtsturm Stützkow, empfehlen Ihnen aber dennoch den Besuch bei entsprechendem Interesse.

Der Lenné-Schlosspark in Criewen beeindruckt mit seinen alten Bäumen und das zugehörige Schloss umrunden wir mit dem Rad, es kann aber sicherlich auch von innen besichtigen werden. Gleich nebenan schmiegt sich das chic gemachte Besucherzentrum des Nationalparks Unteres Odertal in den Ort und bietet allerlei Information in mündlicher, schriftlicher und bildhafter Form. Der nette Herr erklärt uns, dass man das Odertal auch Richtung Polen mit dem Rad durchqueren kann, allerdings nur im Sommer, wenn die Wege trocken sind. Hätten wir mehr Zeit investieren wollen und wären nicht schon müde und hungrig gewesen, wäre ein weiteres Erkunden der Oderwiesen sicherlich angebracht gewesen. Eloquent weicht er meiner zugegeben naiven Frage aus, ob nun Schwedt oder Angermünde die schönere Stadt sei, Angermünde hätte einen schönen historischen Stadtkern aber dafür wäre Schwedt die modernere Stadt – eine wir später feststellen richtige aber doch sehr diplomatische Feststellung.

Weiter geht’s Richtung Schwedt! Das klingt jetzt so als konnten wir es kaum erwarten, doch hier war eher Unterzucker im Spiel. Wir hatten Hunger und die Mittagszeit gerade verpasst. Das war also unsere Grundstimmung auf der Fahrt nach Schwedt. Schwedt ist keine klassische Schönheit und das Stadtbild wird dominiert von Plattenbauten. Um es mir nicht mit allen Schwedtern hier zu verscherzen, sei erwähnt, dass ich aus Völklingen im Saarland stamme. Eine Stadt, die RTLplus in den Achtziger Jahren mal zu hässlichsten Deutschlands erkoren hatte. Ich kenne mich also aus und habe Mitgefühl und wünsche allen Schwedtern viel Freude, einen interessanten Job, viele, tolle kleine Kulturangebote und einen guten Zusammenhalt. Aus solchen Umständen erwächst oft die größte Kunst! Vielleicht lohnt es sich auch in zukunftsfähige Konzepte und Energien zu investieren. Und auch Völklingen hat sich zumindest teilweise erholt durch sein Weltkulturerbe.

Da der Zug Richtung Berlin durch Angermünde fährt und wir noch Zeit haben, machen wir dort einen Zwischenstop. Hübsch ist es hier, da wurden die Ansehnlichkeiten zwischen den Städten aber unfair verteilt. Sogar einen See gibt es hier mitten im Ort und einen schmucken Marktplatz mit den tollen Skulpturen von Christian Uhlig (der auch die Zeitreise-Skulptur in Wittenberge geschaffen hat), unter anderem mit einer „in der Ofenecke liegenden Katze, die ihre Mäuse zählt“. Gut gezählt, Angermünde! 😉

Etappe 2/2: Von Hohenwutzen über Schloss Criewen nach Schwedt/Oder | ca. 38 km | GPX-Download
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